Das Liuto Cantabile
Die Spielerinnen und Spieler des Zupforchesters Luzern musizieren in der Regel auf Mandolinen, Mandolen und Gitarren, die sie bei namhaften Instrumentenbauern anfertigen liessen. In der Reihe dieser „jungen“ Instrumente nimmt das Liuto Cantabile mit Jahrgang 1902 in mehrfacher Hinsicht eine Sonderrolle ein. Als historisches Instrument reicht es in die Gründungsjahre des Orchesters zurück und befindet sich seit mehr als einem Jahrhundert im Besitz des ZOL. Und es stammt aus der Werkstätte der zweifellos berühmtesten Instrumentenbauer-Dynastie der damaligen Zeit: Der Gebrüder Calace in Neapel. Raffaele Calace war ein virtuoser Meister auf dem Liuto und konzertierte in Europa, Asien und Amerika mit grossem Erfolg. Für ein leichteres Spiel in den höheren Lagen veränderte er die Bauform des Liuto: Der etwas kugeligere Korpus setzt erst am 15. Bund des Griffbretts an. Diese in Italien patentierte Konstruktionsweise kannte natürlich auch Raffaeles Bruder, der kurz nach 1900 aus dem gemeinsamen Atelier austrat, um sich selbständig zu machen. Beim Liuto Cantabile des ZOL dürfte es sich um eines der ersten dieser Instrumente handeln, die Nicola Maria Calace in eigener Regie fertigte.
2006 liess das ZOL dieses einzigartige Instrument in der Werkstatt des Mandolinenbauers und Restaurators Alfred Woll in Stand setzen, sodass es seither wieder in unseren Konzerten zu hören ist. Nun hat Alfred Woll seine in Jahrzehnten gesammelten Kenntnisse über den Bau der Mandoline in einem reich bebilderten Buch (Infos unter der Rubrik NEWS) zusammengetragen. Dessen Lektüre ist ein Muss für alle, die Mandoline oder Mandola spielen, und ein Vergnügen für alle Freunde der Zupfmusik.